Mein Weg in die agile Softwareentwicklung

Innere Haltung – die Kollegen:innen

Der menschliche Geist ist ja ab und an sehr einfach gestrickt; immer wieder machen wir uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt. Und auch ich kann mich davon nicht ausnehmen…

In einem bierseeligen Moment, vielleicht sogar noch in einer der einschlägigen Bochumer Studentenkneipen während des Studiums, entstand ein Schema, was erklären sollte, wie ich mich in Bezug auf meine Kolleg:innen sähe: das Kolleg:innen Diagramm!

Dieses Diagramm platziert meine Haltung bzgl. der mich umgebenden Menschen bei der Arbeit auf einem zweidimensionalen Koordinatensystem: die x-Achse steht für Menschen, mit denen ich gerne mal ein Bier trinken würde; die y-Achse für Menschen, mit denen ich gut zusammenarbeiten kann. Ich vereinfachte mir die Welt also derart, dass ich Menschen in vier Kategorien einteilte:

  • Menschen, mit denen ich gerne ein Bier trinken würde und mit denen ich gut arbeiten kann
  • Menschen mit denen ich gerne ein Bier trinken würde, aber mit den ich nicht gut zusammenarbeite
  • Menschen, mit denen ich zwar gut zusammenarbeiten kann, aber kein Bier trinken möchte und
  • Menschen mit denen ich weder zusammenarbeiten kann, noch ein Bier trinken möchte.

Soweit, so lustig und unsinnig.

Doch vor kurzem sprach ich mal wieder mit einem Kollegen darüber, der das als Impuls ernst nahm und darauf hinwies, dass wir als Coaches ja eine Haltung einnehmen sollten, in der der vierte Quadrant („kann ich nicht mit arbeiten und will ich auch kein Bier mit trinken“) garnicht existent, oder doch zumindest sehr klein sein sollte. Und ich kam ins Grübeln ….

Das erste was mit dazu einfiel war, dass es sich in dem Diagramm ja nicht um vier gleich große Bereiche handelt. Vielmehr sind die Trennungslinien keine Gerade und außerdem ist der Zustand des Diagramms von der aktuellen Situation abhängig und kann sich natürlich über die Zeit verändern. Müsste es auch, wenn ich meinem Kollegen da folgen wollte.

Die Haltung, die ich meinen Kolleg:innen gegenüber einnehme / einnehmen möchte, besteht also vereinfacht gesagt darin den Bereich des vierten Quadranten zu verkleinern bzw. verschwinden zu lassen. Dazu müsste ich es schaffen, die Grenzlinien zwischen den Bereichen entsprechend zu verschieben.

Wie kann das geschehen?

Grenze Biertrinken – nicht Biertrinken

Menschen, mit denen ich gerne mal ein Biertrinken gehen würde, haben für mich bestimmte Eigenschaften:

  • sympathisch
  • interessant und interessiert
  • großzügig
  • gebildet
  • lustig
  • gute Zuhörer, aufmerksam

Eine Reihe dieser Punkte lassen sich vermutlich erst beurteilen, wenn man einen Menschen mal in verschiedenen vertrauensvollen Situationen erlebt hat. Aufgabe für mich ist es also, Vertrauen aufzubauen und diese Situationen bewusst zu fördern und herzustellen. Dann kann ich in Beziehung zu diesem Menschen treten und viele Punkte der obigen Liste kommen zum Tragen.

Maßnahmen zur Verschiebung dieser Grenze

  • Vertrauen aufbauen
  • 1 zu1 Situationen herstellen (beruflich / privat)
  • Gruppensituationen herstellen (beruflich / privat)
  • neugierig, offen, fragend sein

Grenze gutes Arbeiten / nicht gutes Arbeiten

Menschen, mit denen ich gut zusammenarbeiten kann, haben wiederum Eigenschaften:

  • kompetent
  • unterstützend, hilfsbereit
  • offen
  • commited, verlässlich
  • gleiches Verständnis der Art miteinander zu arbeiten

Auf ein paar Punkte habe ich ein Einfluss, auf andere nicht. Aber auch Aspekte, auf die ich keinen direkten Einfluss habe, kann ich fördern. Ich kann

  • Menschen fördern, ermutigen
  • Prozesse klären, Regeln aushandeln und besprechen
  • eigene Bedürfnisse (z.B. in Form von Feedback) besprechen
  • die Bedürfnisse des/der Anderen offen wahrnehmen und einbeziehen

So ergibt sich eine (vermutlich nicht vollständige) Liste an Maßnahmen, die mir geeignet scheinen, den vierten Quadranten mindestens zu minimieren. Ja, natürlich, das alles wäre mir auch klar gewesen/geworden, wenn ich nicht das Quatschdiagramm betrachtet hätte, aber es war Anlass und Mittel sich der eigenen einzunehmenden Haltung bewusst zu werden, um in einer gedeihlichen Umgebung zu arbeiten und diese zu fördern bzw. herzustellen. Insofern vielleicht garnicht so ein Unsinn …

Wie ist eure Haltung? Welche Hilfsmittel habt ihr, um eure Haltung zu reflektieren? Ich würde mich über Kommentare sehr freuen.

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