Mein Weg in die agile Softwareentwicklung

Teamradar

Wie geht es eigentlich meinem Team? Wie steht das Team zu den Scrum Werten? Wer sich mit diese oder ähnliche Fragen auch schon mal gestellt hat, sollte mal einen Blick auf das Teamradar werfen.

Das Teamradar ist eine Methode, um punktuell oder über einen bestimmten Zeitraum, die Befindlichkeiten eines Teams zu erfassen und verfolgen zu können. „Befindlichkeiten“ ist aber nun so allgemein, dass man sich zu den genaueren Ausprägungen etwas mehr Gedanken machen sollte (s.u.). Außerdem stellt sich die Frage nach dem organsatorischen Rahmen; viele Stimmen sehen das Teamradar als ganzheitliche Methode für die Retrospektive, ich sehe das mittlerweile eher in einem eigenen kleinen Workshop, da meiner Meinung nach in der Retro der strikte Fokus auf die kontinuierliche Verbesserung des Teams liegen sollte. U.U. kann man in einer Retro, die Ausprägungen/Aspekte des Radars im Rahmen des Datensammelns (Gather Data) zusammentragen oder Veränderungen der Werte thematisieren. Das bleibt jedem Coach/Scrum Master/Teamleiter aber natürlich selbst überlassen.

Das Beispiel Excelsheet

Ich habe eine Beispieldatei erstellt, wie man ein einfaches Teamradar in Excel darstellen kann. Um ein wenig Struktur hinein zu bekommen, gibt es eine Konfigurationsseite mit den festgelegten Aspekten (hier: die Scrum Werte). Für jeden Abfragezeitraum (hier: eine Sprintlänge) gibt es jeweils einen Reiter, die mit „Sprint 1“, „Sprint 2“ usw. bezeichnet sind. Ab „Sprint 2“ sind im Diagramm auch die vorhergehenden Werte dargestellt (gepunktete Linien), um die Veränderungen direkt erkennen zu können.

Schließlich gibt es noch eine Übersichtsseite, die hier beispielhaft die Veränderung des Durchschnitts der einzelnen Werte über die Zeit darstellt.

Noch ein paar Worte zu den Auswertungen auf den Sprint Seiten:

Min und Max: Dürften keiner weiteren Erklärung bedürfen. Sehr kleine Min-Werte (z.B. 0,5 o.ä.) deuten darauf hin, dass eine (oder mehrere) Personen grundlegend mit einem Aspekt unzufrieden sind, vielleicht ein guter Anlass diesen Aspekt zu thematisieren (vielleicht in der nächsten Retro …)

Durchschnitt: Auch dieser Wert ist leicht verständlich. Interessant wird er als Basis für die Übersichtsseite, die Veränderungen über der Zeit darstellt.

Einigkeit: Der angenommene Maximalwert in dem Excelsheet ist 5. Das ist eine willkürliche, aber imho sinvolle Festlegung. Wenn also diese 5 100% darstellen, dann kann die Differenz zwischen dem minimalen und dem maximalen Wert als ein Maß für die Einigkeit darstellen und in Prozent ausgedrückt werden.

Beispiel:

Reiter Sprint 2, Aspekt Mut. Der Wert ist 55% (gerundet), was darstellt, dass sich das Team zu diesem Aspekt nur zu 55% einig ist. Berechnet wird dies nach der folgenden Formel:

Einigkeit= 100%-(100%*(Max-Min)/Maximalwert)

Dabei ist Maximalwert = 5, Max = 4,3 und Min = 2.

Ganz Eilige können die Datei hier herunterladen. Natürlich komplett ohne Gewähr.

Scrum Werte

Einfach anfangen könnte man damit, die Scrum Werte im Team abzufragen, was auch den angenehmen Nebeneffekt hat, die Aspekte nicht gesondert festlegen zu müssen. Dies habe ich auch in dem Beispiel-Excelsheet so gemacht.

Auf ein Team bezogen könnten z.B. folgende Leitsätze hilfreich sein:

  • Mut hilft mir bei meiner Arbeit im Team, um immer technische Excellenz anzustreben.
  • Fokus unterstützt das Team werthaltige Produktinkremente zu erstellen.
  • Commitment stärkt das Team durch die Konzentration auf ein gemeinsames Ziel.
  • Offenheit bringt dem Team Fortschritte in der internen Kommunikation
  • Respekt hilft uns, immer auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten.
  • uvm.

Trifft ein Satz zu 100% für einen Mitarbeiter/in zu, so kann für diesen Wert 5 Punte vergeben werden; entsprechend weniger bei geringerer Zustimmung.

andere Aspekte

Natürlich müssen es nicht die Scrum Werte sein, die in einem Teamradar abgefragt werden können. In einem Team habe ich das Teamradar initial in einer Retro eingeführt und dann Retro-begleitend weitergeführt. Das Team fand andere Aspekte wichtiger: Kommunikation, Arbeitsbelastung, Zufriedenheit und ein paar andere, die des Weiteren dann im Team betrachtet wurden.

Wichtig ist es dabei, genau zu definieren, was das Team mit den einzelnen Aspekten meint. Bei dem Aspekt Arbeitsbelastung ging es z.B. nicht darum möglichst wenig zu arbeiten, sondern das genau richtige Maß einzuschätzen; ein Maß, was eine Aussage darüber machen sollte, dass die Arbeitslast nicht zu hoch und auch nicht zu niedrig ist. Sie sollte herausfordernd aber machbar sein.

Workshop und Durchführung

Ob die Aspekte vom Scrum Master vorgegeben sind, vom Team gefunden werden oder eine Mischform gewählt wird, ist natürlich team- und situationsabhängig. Dies kann dann z.B. über eine Kartenabfrage und Clustering geschehen.

Wichtig scheint mir zu sein, dass die einzelnen Werte zunächst einmal nicht einzelnen Teammitgliedern zugeordnet werden können. Es geht um ein Teambild, weniger um eine Einzelmeinung. Wenn es starke Abweichungen und große Uneinigkeit zu bestimmten Aspekten gibt, so kann das gesondert thematisiert werden. Das Team hat sich dafür entschieden, das Teamradar mit einfarbigen Klebepunkten auf einem Plakat durchzuführen. Ich habe die Daten dann anonymisiert in das Excelsheet übertragen und dem Team zur Verfügung gestellt.

Sonstiges

Es gibt im weiten Internet vielfältige, auch kostenpflichtige professionelle Angebote zum Thema Teamradar. Schaut bitte nach, ob ihr Aspekte aus diesem Fundus übernehmen wollt/könnt. Ich glaube, dass diese Methode für jedes Team und jede Situation und für jeden Zweck, den sie erfüllen soll, angepasst werden sollte.

Habt ihr schon mit dem Teamradar gearbeitet? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

 

 

 

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